Ich traue mich heute. Ganz bestimmt. Ich werde mich nicht schämen, ich werde nicht in Panik verfallen. Ich traue mich.

Die wenigsten Geschäfte/Einrichtungen lassen Hunde mit hinein, das macht das Training nicht leicht. Linus soll mich später ja möglichst oft begleiten und gerade auch beim Einkaufen. Aber das muss natürlich gelernt sein: eng bei mir bleiben, nicht an den Regalen schnüffeln, andere Menschen ignorieren, an der Kasse geduldig warten. Und dabei soll mich Linus auch noch unterstützen durch zahlreiche Assistenzaufgaben…

Schwierig ist nur, dass ich Linus das alles beibringen muss, aber kaum Zugang mit ihm zu Geschäften habe. Zum Glück gibt es einige Baumärkte, die es gestatten Hunde mitzubringen. Und ich habe mir den größten im Umkreis ausgesucht.

Vorher natürlich ein Spaziergang, um den ungestümen jungen Wilden etwas auszulasten und dann muss ich all meinen Mut zusammennehmen. Kenndecke übergestreift. Meine Anspannung steigt und das merkt Linus sicherlich! Dabei muss ich ihm jetzt jedoch Ruhe und Sicherheit vermitteln!

Tief durchatmen und los geht’s.

Die automatische Schiebetür ist für ihn kein Problem (das haben wir aber auch schon oft vor Geschäften geübt). Linus trabt neugierig, aber recht gelassen neben mir her. Die Baumarktartikel in den Regalen interessieren ihn ein wenig, er lässt sich aber wieder gut an meine Seite holen. Wären wir im Lebensmittelmarkt, wäre das Ganze sicherlich komplizierter 🙂

An einer Ecke hockt ein Mitarbeiter auf dem Boden und baut mit einem Akkuschrauber etwas zusammen. Linus lässt sich ablegen und schaut sich alles in Ruhe an. Ein großer Gabelstapler fährt vorbei. Auch das lässt mein Goldstückchen ganz in Ruhe geschehen.

Nach 15 Minuten stelle ich mich mit Linus an der Kasse an. Das „Folgen“-Signal führt Linus sofort und ohne Schwierigkeiten aus.

Das ist der Moment, an dem er mir wirklich hilft.

Ja, es ist Training, aber für ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl, einen Assistenzhund zu haben, der mir hilft! Was für ein Traum, nein, was für eine Wirklichkeit!!!