What a day!
Was war heute los? Bei Linus? Bei mir?
Ich bin fassungslos – ich hatte heute einen fast „normalen“ Hund!
Das leidige Stadttraining musste unbedingt wieder aufgenommen werden. Linus hat die Stadt während seiner Sozialisierungszeit kennengelernt. Als Welpe, dicht neben mir an der Leine oder auch sicher auf meinem Arm. Aber nun, im Alter von 6,5 Monaten, erlebt er die Stadt natürlich ganz anders.
Ich bin losgefahren und hatte nur den einen Gedanken: lass mich nur 5 Minuten schaffen… Sich in der Stadt zu bewegen ist mir möglich, aber meine Anspannung ist dann sehr hoch und ich muss stets eine Möglichkeit finden, dass sich die Anspannung entladen kann.
Beim Stadttraining geht es aber darum, dem Hund Sicherheit und Souveränität zu vermitteln, damit er die vielen Reize verarbeiten kann. Ich brauche ihn aber als Assistenzhund für die Stadt!!!! … das eine schließt das andere fast aus…
Als wir an einer zweispurigen Straße mit einem begrünten Mittelstreifen, alleeartig, das Auto abstellten, blieben wir zwei erst einmal sitzen. Linus schaute erst aus dem Fenster Richtung Fahrbahn. Ein Gelenkbus, Fahrradfahrer, viele Autos und auf dem Grünstreifen gassigehende Hunde, ältere Menschen und Jogger. Dazu die Geräuschkulisse. Ich öffnete die vorderen Fenster. Dann wechselte Linus die Seite und schaute zum Bürgersteig, an dem wir unmittelbar parkten. Im Abstand von 20 – 30 cm gingen Menschen aller Coleur vorbei, Jogger, Hunde, Kinder, Menschen mit Rollator, wurden Mülltonnen geschoben.
So saßen wir beide fast eine Viertelstunde und ließen die Reize durch unser sicheres Häuschen filtern.
Ich atmete tief durch und stieg aus. Öffnete die hintere Tür Richtung Bürgersteig. Stellte mich daneben und ließ Linus (und mir) ein wenig Zeit. Dann wagten wir es: aussteigen, Linus sofort ins Sitz bringen, damit er nicht auf die Straße läuft, eine Lücke im Verkehr abwarten und rüber zum Grünstreifen. Dort bewegten wir uns 15 Minuten in einem Radius von vielleicht 20 m. Linus war in den ersten zwei, drei Minuten völlig reizüberflutet, aber dann wurde er ruhiger. Deutlich ruhiger und schaffte es sogar, immer mal wieder in Kontakt zu mir zu gehen.
Als wir wieder im Auto saßen, schaute ich Linus an und Linus mich.
Was ich leise sagte, kam von Herzen: Danke.