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15. März 2019

Schwarz-weiß.

Meine unbewusst bevorzugte Denkweise – in den letzten Tagen auch bei Linus‘ Verhalten:

Ich glaube, er weiß gerade auch nicht, ob er Baby oder wahnsinnig erwachsen ist, Welpe oder Junghund, liebe- oder autonomiebedürftig, definierter Rüde oder intersexuell.

Wie oft habe ich in der Therapie den Anstoß erhalten, das „oder“ durch ein „und“ zu ersetzen – hier fällt es mir gerade leicht: Linus ist Baby UND erwachsen, Welpe UND Junghund, liebe- UND autonomiebedürftig, Rüde UND intersexuell.

Yin Yang Illustration

Pubertät.

Und wie.

Sein Gehirn wird umgebaut, ganz klar.

Unsere eingeübten Signale werden – wenn überhaupt – nur mit vorherien Hopsern, Futterbetteleien oder unwillig geknurrtem „Hach, muss das echt sein??“ ausgeführt.

Und – der ach so starke Rüde hat Schiss! Nicht vor Baggern, Kühen oder ähnlich großen unberechenbaren Dingen/Lebewesen – nein, vor einer umgebauten Gebäckspritze. Die nutzen wir seit 3 Wochen, um das Stubsen mit der Nase zu üben und das war bislang seine Lieblings-Trainingseinheit. Und jetzt? Oh, wie gefährlich! Das muss man heftig verbellen, zurückweichen und sich ja nicht in die Gefahrenzone bewegen!

Na toll.

Also wird diese Übung erst einmal auf Eis gelegt…

Der Zahnwechsel ist in vollem Gange und sein Beißverhalten – seit vielleicht 2 Wochen kaum mehr vorhanden (Beißhemmung angeblich erfolgreich antrainiert) ist wieder voll da…

Manche Spaziergänge sehen eher aus wie „böser Mensch quält Hund“ oder auch „aggressiver Hund macht mit überforderter Frau den Molly“. Linus springt mit seinen beschleunigten 16,5 kg nach Anlauf volle Möhre ins Geschirr und wenn ich das verhindern möchte, beißt er mir in die Beine oder in seine Leine.

Ich schäme mich seinetwegen, wenn andere Menschen dieses „Durchknallen“ sehen. Und so richtig peinlich ist es mir, wenn Linus dann auch noch sein Geschirr mit der Aufschrift „Assistenzhund i. A.“ trägt…

weibl. Skulptur in sich schämender Körperhaltung und verhülltem Kopf

Den Traum, dass ein Assistenzhund als Assistenzhund geboren wird, habe ich mittlerweile in einem Meer aus Scham, Verzweiflung, gefüllten Kotbeuteln, Pipiaufwischen in der Tierhandlung und vom Anspringen verschmutzten Hosen versenkt.

Es gibt jedoch auch Momente, da sind wir beide fast einig, eins: Wenn ich auf dem Boden sitze, Linus ist zufrieden mit seiner Welt, legt sich quer über meine Beine und lässt es zu, dass ich ruhig und gedankenversunken mit der Hand durch sein wuscheliges Fell gleite. Sein Gewicht auf den Beinen und die Haptik des Fells an meinen Händen tun mir gut.

Ohne Wenn und Aber.