„Der ist aber lieb! Oder?“

Lieb.

Wann ist ein Hund „lieb“?

• Wenn er agressionsfrei ist?

Bislang konnte ich bei Linus kein Agressionsverhalten entdecken. Was für ein Glück, denn mit Aggressionen in jeglicher Form habe ich so meine Schwierigkeiten…

Nur deutliches Unmutsbellen und -knurren ist sogar häufig hörbar, nach dem Motto: „Was willst du denn von mir? Dazu habe ich gerade echt keine Lust!“

Aber: Linus ist ein Tier und daher instinkt-/triebgesteuert. Ausschließen kann ich das also wohl nie. Und ich mit meinen Erfahrungen aus der Vergangenheit schon mal gar nicht…

• Wenn er menschenbezogen ist?

Ja, das ist Linus eindeutig. Er hat bisher keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht und so läuft er vertrauensvoll durch die große Menschenwelt.

Was für ein glückliches Lebewesen!

• Wenn er niedlich aussieht?

Tja, obwohl der Kleine mit 15 kg in einem Alter von 16 Wochen kein Welpe mehr ist, bedient er doch v. a. durch seine tapsige Motorik und seinen dicken, patschigen Pfötchen noch eindeutig das menschliche Kindchen-Schema. Ihm fliegen fast alle Herzen zu, wenn er mit wippenden Schlappöhrchen fröhlich auf die Menschen zuläuft.

Und auch hier spüre ich zentnerschwer einen Stein im Magen: läuft er auch genauso vertrauensvoll und fröhlich auf Menschen zu, die ihm oder mir Böses wollen?

Ich befürchte: ja.

• Oder?

Dieses Füllwort wird meist an die eigentliche Frage angehängt und darin schwingt offenbar eine Menge Unsicherheit. Wie soll ich dieses „oder?“ beantworten? Soll ich davon erzählen, wie schwierig Linus aufgrund seiner Intelligenz zu erziehen ist? Nein, das ist kein Thema für 5-min-Hundebegegnungen. Soll ich bestätigen, dass er hübsch aussieht, menschenfreundlich und bislang bar jeder Aggression ist? …

 

Ich merke immer häufiger:

Die typische Hundehalter-Welt ist offenbar auch nicht die meinige.

Wieder mal aus dem System gefallen…