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01. Mai 2019

Mir wird immer klarer, dass ich Linus alleine „erziehen“ muss. Ich bin verheiratet und habe einen Partner, der sich von Anfang an hinter das Projekt gestellt hat und der mich nach seinen Möglichkeiten unterstützt. Aber immer, wenn ich mich mal für einen halben Tag aus der „Erziehung“ (ich hasse dieses Wort – es impliziert, dass ich genau weiß, wo es lang geht…) heraushalte, muss ich anschließend meine „Autorität“, meine „Rudelposition“ (auch sehr unangenehme Begriffe – sie implizieren „Macht“, die ich gar nicht haben will) wieder zurück erobern.

Heute ist so ein Tag.

Linus versucht in fast jeder Situation auszutesten, wie weit er mit mir gehen kann. Ich möchte an dieser Stelle nochmal kurz und verschämt erwähnen, dass Sie keinen Blog eines „normalen“ Menschen lesen, sondern den, der von einer schwerbehinderten, weil kPTBS „geschädigen“ Person geschrieben wurde. Ich brauche fast all meine Lebensenergie, um die Tage zu bestehen. Auch ohne äußere Belastungen, wie z. B. die Erziehung meines Assistenzhundes – meine Belastungen liegen in meinem Innern und sie wiegen schwerer als Osmium

Ich weiß, ich muss durchhalten. Meine Trainerin schrieb mir: „Durchhalten und tief ein- und ausatmen.“ Mein Therapeut schrieb mir: „Ich bin weiterhin da.“ Bei so viel Unterstützung wäre ich undankbar, wenn ich aufgeben würde…

Foto eines mehrfach geflickten, nicht Vertrauen erweckenden Holzsteiges, der über ein grünes Wasser führt.