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erster Eintrag – die knapp 2 Jahre bis zum Einzug

Um mich und meine Reaktionen zu verstehen, verschlinge ich Literatur über kPTBS in jeglicher Form. Immer wieder auf der Suche nach Gemeinsamkeiten („Geht es anderen Menschen ähnlich wie mir?“), Lösungswegen und Hintergrundwissen, um das Unfassbare für mich fassbarer zu machen.


Jeder weiß:

Auf YouTube kann man sich regelrecht verlaufen – und genau dieses Phänomen ließ mich irgendwann über ein Video stolpern, das über verschiedene Assistenzhund für behinderte Menschen informierte:
Epilepsie-Warnhunde, Diabetiker-Assistenzhunde, Hunde für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, für gehörlose Menschen, Blindenführhunde, für Menschen mit psychischer Behinderung – und Assistenzhunde für Menschen mit einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung.
Als ich mir dieses Video ansah, ahnte ich noch nicht, welche innere und äußere Lawine ich damit lostreten würde. Ich weiß nur noch, dass mir die Tränen über die Wangen liefen (ich weine äußerst! selten), als eine Betroffene berichtete, wie ihr Hund sie bei welchen Alltagseinschränkungen unterstützt.

Ja, das kenne ich nur zu gut.
Haustüre öffnen, wenn es schellt?
Entspannt einkaufen gehen?
Den ÖPNV benutzen?
usw
… an manchen Tagen ist ein Hindernis so hoch und unüberwindbar wie der Himalaya!

Als ich meinem Mann das Video zeigte, schaute er mich schweigend an.
Das Projekt war geboren.

Ich träumte von einem großen, gelassenen und souveränen Hund, der stets aufs Wort hört, meine Bedürfnisse und Schwierigkeiten schneller als ich erkennt und darauf reagiert, der sich mir und meinem Alltag angepasst hat und der mir in allen schwierigen Situationen völlig uneigennützig zur Seite steht und mich unterstützt.
Was für ein schöner Traum!

 

———

In den folgenden fast 2 Jahren verbrachte ich viel Zeit mit Suchen.
Ein Ausbildungsinstitut, das sich mit PTBS-Assistenzhunden (und den betroffenen Menschen) auskennt und zu mir passt.
Die für mich geeignete Hunderasse (was möchte ich eigentlich? … Bedürfnisse wahrnehmen und mit der Realität abgleichen – das sollte mir noch oft den Kopf zerbrechen).
Finanzierungsmöglichkeiten.
Ich suchte auch in mir selbst, um immer wieder zu überprüfen, ob ich dies alles wirklich möchte und ob ich das alles schaffen würde. Dabei halfen mir viele Gespräche mit meiner Familie und mit meinem Therapeuten.

Im Sommer 2018 hatte ich dann alles beisammen:

  • eine für mich passende Assistenzhundeschule, die die Selbstausbildung unter Anleitung präferiert
  • eine Wunsch-Hunderasse
  • einen entsprechenden Züchter
  • eine kleine finanzielle Grundlage für das Projekt
  • eine Verordnung meines Psychiaters

und, dafür existentiell :

  • die Zusage meines Therapeuten, mich bei diesem Projekt zu unterstützen

Allerdings ging es dann erst einmal nicht weiter.
Seit 20 Jahren haben wir „schwierige“ große Hunde aus dem Tierschutz und genauso ein Exemplar (Kangal-Irischer Wolfhund-Mix) lebte noch bei uns. Sehr grau, sehr alt, aber immer noch so fidel, dass wir uns zu diesem Hund auf gar keinen Fall einen zukünftigen Assistenzhunde-Welpen ins Haus holen wollten.
Daher – Projekt erst einmal aufs Eis gelegt…