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=/\=“Beam me up, Scotty!“=/\=


Star Trek beflügelt die Phantasie – in Bezug auf die menschliche Gesellschaft, aber auch in Bezug auf technische Errungenschaften.

Data und Stephen Hawking (TNG; Angriff der Borg Teil I) Added by ThomasHL on memory-alpha.wikia.com
Data und Stephen Hawking (TNG; Angriff der Borg Teil I) Added by ThomasHL on memory-alpha.wikia.com

Stephen Hawking, bekennender Star Trek-Fan: „Science Fiction wie Star Trek ist nicht nur Unterhaltung, sondern erfüllt auch einen ernsten Zweck: Sie erweitert die menschliche Vorstellungskraft.“

Bereits in den 1960er Jahren wurde Star Trek vom National Space Club (Washington) wegen der wissenschaftlichen Kongruenz der Serie ausgezeichnet. Gene Roddenberry, der „Erfinder“ von Star Trek, legte von Anfang an Wert darauf, Wissenschaftler als Berater für die Drehbucherstellung hinzuzuziehen. Von den meisten technischen Geräten wurden detaillierte Beschreibungen verfasst, die die Funktionsweise erklärten und begründeten.

Star Trek ist im wahrsten Sinne des Wortes Science Fiction.

Dr. Hubert Zitt ist Doktor der technischen Informatik und lehrt an der Fachhochschule Kaiserlautern. Er ist bekennender Star Trek-Fan und hat sich auf lebendige und lehrreiche Vorträge zur Technologie und Physik von Star Trek spezialisiert, beleuchtet aber auch soziologische Hintergründe. Seine Vorträge sollen außergewöhnlich kreativ sein – ich habe ihn leider noch nicht persönlich erleben dürfen. Falls Sie das tun konnten, würde ich mich über einen Kommentar (Link im Footer) freuen! Hier seine Homepage: Star Trek-Vorlesungen

Nachdenkenswert ist übrigens, dass Star Trek in Zeiten entstand, in denen auch – zumindest in weiten Bevölkerungsgruppen – eine ausgeprägte Technikangst vorhanden war. Gerade die Vorstellung, dass Roboter Menschen ersetzen könnten, erzeugte in Vielen ein großes Unbehagen gegenüber technischen, vor allem auch elektronischen Neuerungen. Star Trek bediente diese Angst, indem der Mensch nicht als Sklave der Technik, sondern die Technik der Zukunft als Helfer und Unterstützung der Menschheit klar definiert war. Eine besondere Rolle nahm „Data“ in TNG ein. Dazu hier mehr.


Technik – gestern und heute – aus der Perspektive von Scotty, Geordy, Chief, B’Elanna und Trip

 

Das PADD

1987 wurde von Produktdesigner Rick Sternbach ein Requisit für TNG entworfen, das im Prinzip aus einem flachen, berührungsempfindlichen Display bestand und hauptsächlich zum Lesen verwendet wurde. Auf der Rückseite waren die Buchstaben P A D D angebracht: Personal Access Display Device.

Das iPad, das 2010 vorgestellt wurde, besitzt frappierende Ähnlichkeit mit dem PADD, aber auch Tablets anderer Herstellerfirmen und die E-Book-Reader zeigen das prinzipiell gleiche Aussehen…

Der Kommunikator

1966 erfand Ming Chang als Requisit für TOS den aufklappbaren Kommunikator mit dem charakteristischen Geräusch, der mittlerweile Kultstatus hat. „Beam me up, Scotty!“

Zu dieser Zeit wurden entfernt ähnliche Geräte vom Militär verwendet, die sog. „Walkie-Talkies“, die noch groß und unhandlich waren und mittels Radiowellen eine Kommunikationsmöglichkeit boten.

Das erste, sehr ähnlich aussehende, Klapphandy kam 1996 auf den Markt (von Motorola, namens „StarTac“). Heutzutage wirken solche Handys bereits wieder stark veraltet. Smartphones sehen eher wie kleine Tablets aus (s.o. PADD).

Computerspeicherung

"Enterprise D" v. Torley (CCBYSA) by flickr
„Enterprise D“ v. Torley (CCBYSA) by flickr

Anfang der 1960er Jahre waren i. d. R. Lochkarten im Einsatz, etwas später dann die ersten Festplatten in Form von großen Schränken. In TOS wurden Daten mittels kleiner Plastikkärtchen gespeichert, die in einen passenden Slot gesteckt wurden – die Ähnlichkeit mit einer heutigen 3,5 Zoll Floppy Disk ist groß. Nur: Die erste Floppy Diskette dieser Größe kommt erst 1980 auf den Markt (vorher 8 Zoll und 5,5 Zoll), also weit nach TOS (1966 – 69)…

In späteren Ausgaben von Star Trek veränderte sich auch die Speichermöglichkeit: aus den Plastikkärtchen wurden „isolineare Chips“ und noch etwas später die „isolinearen Speicherstäbe“, die große Ähnlichkeit mit USB-Sticks aufweisen. USB-Sticks gibt es jedoch erst seit dem Jahr 2000 – die Firma, die die ersten Sticks auf den Markt brachten, hieß übrigens „Trek Technology“…

Beamen

Was zu Zeiten von TOS noch absolut irreal war, ist heute in ganz kleinem Maße technisch durchführbar: die Quantenteleportation. 2012 wurde ein Photon von Prof. Anton Zeilinger („Dr. Beam“ genannt) 143 km weit ohne Zeitverlust von Teneriffa nach La Palma gebeamt.

Allerdings ist nach heutigem Wissensstand ein gezieltes Beamen von Biomaterie nicht möglich. Siehe heisenberg’sche Unschärferelation.

Das Beamen wirft zudem einige philosophisch-ethische Fragen auf, z. B.: was ist mit dem Bewusstsein des zu beamenden Menschen? Es ist nicht vollständig geklärt, ob sich Seele und Geist nur im Körper befinden…

Bluetooth

Darüber, dass Lt. Uhura ihr Kommunikationsgerät kabelfrei im Ohr trug, macht sich heutzutage keiner mehr Gedanken – vor allem für Autofahrer (lästige) Realität. 1966 aber eine Revolution – Bluetooth wurde übrigens erst in den 1990er Jahren erfunden…

Sprachsteuerung

Unvergessen die Szene in „Zurück in die Gegenwart“, als Scotty im Zeitalter der 1980er Jahre vor einem Computer steht, die Maus in die Hand nimmt und dort hineinspricht.

Sprachsteuerung von Smartphones und Tablets ist mittlerweile Standard und auch in anderen Bereichen (Heizung, Kühlschrank etc.) weitet sich diese schnelle und bequeme Steuerungsart immer mehr aus.

getarnte Klingonen- und Romulanerschiffe

Star Trek Motocycle 1_von Tim Williams_CCBY_flickr
Star Trek Motocycle 1_von Tim Williams_CCBY_flickr

In Texas gelang im März 2013 ein Experiment, das einer Tarntechnologie sehr nahe kommt: Ein etwa handgroßes Gefäß verschwand optisch im Bereich von Mikrowellen. Wenn es möglich wird, dies auch von den Mikrowellen auf Licht zu übertragen, wäre dies in der Tat eine Tarntechnologie wie in Star Trek.

„Auf den Schirm!“

Dieser Spruch zieht sich durch alle Serien und Filme, sobald eine Kommunikation mit einem Planeten oder einem anderen Raumschiff hergestellt war, konnte man den Gesprächspartner auf einem großen flachen Display sehen.

Flachbildschirme gibt es im öffentlichen Markt seit Ende der 1980er Jahre und die Videotelefonie per Skype/Internet existiert faktisch erst seit 2003!

Warp-Antrieb

Illustration des Warp-Feldes (CC Wikipedia)
Illustration des Warp-Feldes (CC Wikipedia)

Die Bewegung schneller als Licht wurde aufgrund Einsteins Relativitätstheorie lange Zeit für völlig unmöglich gehalten. 1994 bewies der Physiker Miguel Alcubierre, dass der Warp-Antrieb theoretisch möglich ist. Die Raumzeit wird mit Hilfe des sog. Subraumes gekrümmt, d.h. dass sich das fliegende Objekt innerhalb seiner Raum-Zeit-Blase („Warp-Feld“) nicht schneller als Licht bewegt, aber der Weg durch die Krümmung verkürzt wird. Diese Form des Reisen würde aber solche Massen an Energie benötigen (in Star Trek durch einen „Antimaterie-Reaktor“ erzeugt), die wir heutzutage noch nicht bereitstellen können. Die NASA forscht aber weiterhin an diesem Projekt.

künstliche Organe

Im 24. Jahrhundert sind künstliche Organe offenbar selbstverständlich – ausführlich dargestellt in TNG „Samaritan Snare“ (deutscher Titel: „Das Herz eines Captains“). Erstausstrahlung dieser Episode war 1989. Im Jahre 2001 wurde das erste Kunstherz ohne externe Verbindungen eingesetzt.

Der Visor Geordi La Forges findet in der heutigen Zeit in 2 Projekten Niederschlag: in Tübingen wird an einem künstlichen Retina-Implantat geforscht und in Bonn an einem Retina-Chip, dessen Elektronik in einer Brille untergebracht werden soll.

„Raumschiff Enterprise“

Ja, die Enterprise gibt es wirklich. Sie ist seit 2012 im Intrepid Sea-Air-Space Museum ausgestellt. Nein, nicht die Requisite, sondern das Space Shuttle der NASA. Es wurde 1977 als Prototyp für das Space Shuttle-Programm gebaut, aus Kostengründen jedoch nicht vollwertig ausgestattet, sodass es nur zu Testflügen innerhalb der Atmosphäre eingesetzt wurde. Die NASA selbst bezeichnet es jedoch als „erstes Space Shuttle“.

Das NASA-Shuttle Enterprise vor der Werksanlage in Palmdale, mit der Star-Trek-Besetzung. Von links nach rechts: Dr. James C. Fletcher (damaliger Leiter der NASA), DeForest Kelley (Dr. "Pille" McCoy), George Takei (Mr. Sulu), James Doohan (Chefingenieur "Scotty" Scott), Nichelle Nichols (Lt. Uhura), Leonard Nimoy (Mr. Spock), Gene Roddenberry (der Erfinder von Star Trek), ein unbenannter Offizieller (vermutlich von der NASA) und Walter Koenig (Fähnrich Pavel Chekov).
Das NASA-Shuttle Enterprise vor der Werksanlage in Palmdale, mit der Star-Trek-Besetzung. Von links nach rechts: Dr. James C. Fletcher (damaliger Leiter der NASA), DeForest Kelley (Dr. „Pille“ McCoy), George Takei (Mr. Sulu), James Doohan (Chefingenieur „Scotty“ Scott), Nichelle Nichols (Lt. Uhura), Leonard Nimoy (Mr. Spock), Gene Roddenberry (der Erfinder von Star Trek), ein unbenannter Offizieller (vermutlich von der NASA) und Walter Koenig (Fähnrich Pavel Chekov).